Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ (Johannes 10,11a.27–28a)
Votum und Gruß
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Misericordias Domini – die Güte des Herrn. Ich begrüße Sie zum Hirtensonntag, dem Sonntag, an dem es auf ganz vielfältige Weise um das Bild vom guten Hirten und seinen Schafen geht. Dieser Hirte hat es oft nicht leicht mit seiner eigensinnigen Herde. Aber sie ist ihm wichtig, er lässt nicht von ihr, und seine Schäfchen können sich auf ihn verlassen. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. So verspricht es Christus als der gute Hirte.
Psalm 23
Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Lied EG 110
1. Die ganze Welt, Herr Jesu Christ, / Halleluja, Halleluja, / in deiner Urständ fröhlich ist. / Halleluja, Halleluja.
3. Jetzt grünet, was nur grünen kann, / Halleluja, Halleluja, / die Bäum zu blühen fangen an. /
Halleluja, Halleluja.
4. Es singen jetzt die Vögel all, / Halleluja, Halleluja, / jetzt singt und klingt die Nachtigall. / Halleluja, Halleluja.
5. Der Sonnenschein jetzt kommt herein, / Halleluja, Halleluja, / und gibt der Welt ein’ neuen Schein. / Halleluja, Halleluja.
Gebet
Ein Hirte, der uns begleitet durch Hohes und Tiefes
– und trotzdem spüren wir oft nichts von seiner Gegenwart.
Ein Hirte, der Leben schenkt und Freude, Trost und neuen Mut,
– und trotzdem blicken wir oft nur auf das, was uns fehlt, worauf wir verzichten müssen.
Ein Hirte, der uns das vor Augen ausbreitet, was wichtig und lebensnotwendig ist
– und trotzdem bleiben wir oft blind gegenüber seinen Geschenken.
Christus, unser guter Hirte, lass uns nicht verloren gehen in der Vereinzelung. Halte uns zusammen durch deine Liebe, nicht durch unsere Verordnungen, die heute anders sind als morgen.
Lass uns spüren, dass wir zusammengehören und du nach uns siehst. Erhebe deine tröstliche Stimme über unserem lauten Blöken, damit wir sie hören und ihr folgen können. Amen.
Evangelium Johannes 10, 11–16.27–30
Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt; und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Was mir mein Vater gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann es aus des Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind eins.
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.
Lied EG 358 Es kennt der Herr die Seinen
1. Es kennt der Herr die Seinen / und hat sie stets gekannt, / die Großen und die Kleinen / in jedem Volk und Land; / er lässt sie nicht verderben, / er führt sie aus und ein, / im Leben und im Sterben / sind sie und bleiben sein.
3. Er kennt sie als die Seinen / an ihrer Hoffnung Mut, / die fröhlich auf dem einen, / dass er der Herr ist, ruht, / in seiner Wahrheit Glanze / sich sonnet frei und kühn, / die wunderbare Pflanze, / die immerdar ist grün.
4. Er kennt sie an der Liebe, / die seiner Liebe Frucht / und die mit lauterm Triebe / ihm zu gefallen sucht, / die andern so begegnet, / wie er das Herz bewegt, / die segnet, wie er segnet, / und trägt, wie er sie trägt.
Ansprache
Hirten, Schafherden und satte grüne Weideflächen. Die Texte an diesem Sonntag erzählen in anschaulichen Bildern von der Beziehung des Hirten zu seinen Schafen.
Ganz besonders der 23. Psalm ist zum Inbegriff für ein inniges Verhältnis zum guten Hirten geworden. Sein Stecken und Stab trösten mich. Mit seinem Hirtenstab sammelt er die Seinen und kümmert sich in jeder Lebenslage um ihre Bedürfnisse: ob es nun bedeutet, ihnen grüne Auen und frisches Wasser zu präsentieren, damit sie satt werden, oder ob es bedeutet, sie durch dunkle Täler zu begleiten und nicht von ihrer Seite zu weichen – oder ob es bedeutet, auch angesichts ihrer Feinde für sie da zu sein – jeder Vers spricht von der bedingungslosen Zuwendung jenes guten Hirten zu seinem Schützling.
In dieser Jahreszeit spricht uns vielleicht besonders die grüne Aue an. Ganz gleich, ob uns dabei das Bild einer von Wasser durchzogenen Flussaue vor Augen steht oder eine der Natur überlassenen Feuchtwiese: In jedem Fall stimmt bei diesem Bild das Gleichgewicht der Natur. Zur Aue gehört ausreichend Feuchtigkeit. Von Bächen oder Flüssen erhalten Blumen, Gräser und Kräuter alle notwendigen Nährstoffe. Und auch eine reiche Tierwelt kann in solchen Biotopen leben und gedeihen. Das macht dieses Bild so besonders.
Grüne Auen – gerade die grüne Farbe prägt dieses Bild, das so ausgewogen scheint und im Gleichgewicht. Grün – das ist das große Versprechen, dass der Hirte seinen Schafen machen kann. Er führt sie genau dorthin, wo sie finden, was sie brauchen.
Der 23. Psalm spricht Gefühle an, die durch Bilder, Farben oder auch Klänge ausgelöst werden. Sie bringen eigene kleine Wahrheiten in uns zum Schwingen:
So vielleicht die Frau, die eine schwere Krankheit überwunden hat und rückblickend erkennt, wie sie von Gott durch all die dunklen Tage begleitet worden ist.
Oder der Wanderer, der sich auf seinem Weg völlig verlaufen hat, in gefährliche Grenzgebiete geraten ist ohne Proviant oder etwas zu trinken. Und der doch auf einen freundlichen Menschen gestoßen ist, dessen Sprache er nicht verstanden hat, der ihm aber eine Mahlzeit gegeben hat und ein Telefon, mit dem er seinen Rückweg organisieren konnte.
Der Psalm wird gerne bei Bestattungen gelesen. Denn er ist geeignet, den Weg des Menschen an der Seite seines Hirten durch sein Leben noch einmal rückblickend nachzuzeichnen. Darin schwingt oft viel Dankbarkeit mit.
Am Beginn eines neuen Lebens liest er sich wie ein Wunsch für ein gutes Leben voll Vertrauen auf einen bedingungslosen Rückhalt. Nicht umsonst werden einzelne Verse gerne als Taufsprüche gewählt.
Im 23. Psalm führt also der gute Hirte auf satte grüne Ebenen, in die Auen seiner Liebe zu uns Menschen. Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme… So erklingt heute die Stimme des guten Hirten aus dem Johannesevangelium. Es ist eine vertraute Stimme, bei der die Schafe seiner Herde sofort merken: Wir gehören dazu, ihm können wir getrost folgen. Doch auch die anderen, die schlechten Hirten werden genannt. Ihnen gehören die Schafe nicht, sie haben kein Interesse am Wohl der Herde. Wenn Gefahr droht, nehmen sie lieber Reißaus und lassen das ihnen Anvertraute zurück.
Beim Propheten Hesekiel kommt Gott selbst zu Wort. Er erzählt von seiner Herde. Er will sie aus der Zerstreuung wieder zusammenführen, sie um sich sammeln und sie in ihr Land bringen: auf Berge und Hügel, in Täler und auf Weiden – ganze Landschaften breiten sich da vor uns aus. Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, spricht der Herr.
Aus all diesen Texten, die mit dem Hirtenmotiv spielen, klingt ein großes Vertrauen darauf, dass jemand verlässlich für uns da ist, der für uns sorgt, einer, der uns zurückbringt und alle zusammenhält. Er gewährt Freiheit – ihm zu folgen auf satte grüne Auen, in seinen sicheren Stall, ist eine große Einladung an uns alle. Sie verspricht, dass es mit seinem treuen Geleit letzlich zur guten Heimkehr kommt. Amen.
Lied EG 358 Es kennt der Herr die Seinen
5. So kennt der Herr die Seinen, / wie er sie stets gekannt, / die Großen und die Kleinen / in jedem Volk und Land / am Werk der Gnadentriebe / durch seines Geistes Stärk, / an Glauben, Hoffnung, Liebe / als seiner Gnade Werk.
Fürbitten
Einen guten Hirten haben wir uns gewünscht:
einen, der abends vor dem Einschlafen besungen wird
einen, der wachend über dem Bett schaukelt, zwischen seinen Schafen, zusammengebunden durch Fäden, die alle miteinander verbinden und zusammenhalten.
Und noch immer wünschen wir ihn uns.
Vielleicht haben wir aufgehört zu singen, wahrscheinlich schaukelt kein Hirte mehr über unseren Betten. Aber wir brauchen einen guten Hirten – mehr denn je.
Wir brauchen einen, der uns zusammenhält, wenn das Licht ausgeht.
Wir brauchen einen, der uns den Weg zeigt, wenn das Tal verfinstert ist und die Sicht nach vorne versperrt.
Wir brauchen ihn in den Tagen der Trauer, in den Tagen der Angst.
Wir brauchen ihn aber auch in den lichtdurchfluteten Zeiten, wenn es der Sonne schon zu viel wird; wenn Regen ausbleibt und frisches Wasser fehlt, dass alles stärkt und neu macht.
Wir brauchen ihn, der uns die Angst vor unseren Feinden nimmt – sogar einen gedeckten Tisch zwischen uns stellt und an uns alle denkt, wo uns das nicht mehr möglich ist.
Christus, wir brauchen dich. Du bist der gute Hirte. Deine Schafe hören deine Stimme und du kennst sie und sie folgen dir.
Gib ihnen das ewige Leben. Amen.
Vater Unser
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Lied EG 358 Es kennt der Herr die Seinen
6. So hilf uns, Herr, zum Glauben / und halt uns fest dabei; / lass nichts die Hoffnung rauben; / die Liebe herzlich sei! / Und wird der Tag erscheinen, / da dich die Welt wird sehn, / so lass uns als die Deinen / zu deiner Rechten stehn.
Sendung und Segen
Geh mit uns, lebendiger Gott,
auf unsere Straße,
in unsere Häuser,
zu den Orten unseres Alltags,
damit wir – wo auch immer wir sind –
die dienende Gemeinde des dienenden Christus sein mögen.
Amen