Ich bin skeptisch: Eine Einladung im Gemeindebrief zu einem besinnlichen Wochenende in Güstrow und dazu das Thema: „Mein weitläufiger Glaube“. Mein Glaube, das ist doch sehr persönlich! Will ich überhaupt mit jemandem darüber reden!? Kann ich das, was ich glaube, wie ich glaube, im Glauben handle, rede, denke, meine Zweifel, Ängste, Fragen mit anderen besprechen, darüber diskutieren?
Aber Güstrow lockt, ich bin neugierig, weil ich diese relativ kleine Stadt mit ihren 28.000 Einwohnern im Landkreis Rostock noch nicht kenne und eigentlich nur weiß, dass es die Barlach-Stadt ist. Ein Grund mehr mitzufahren.
Ja, und dann bin ich überrascht. Ein frohes „Hallo“ beim Treffen auf dem Bahnsteig (einige Gesichter kenne ich ja schon) nimmt die Fremdheit hinweg und schließt „Neue“ gleich in die Gemeinschaft ein. Das Haus der Kirche in Güstrow sorgt mit seinen warmen, hellen und sauberen Räumen sowie gutem Essen für Wohlfühlatmosphäre.
Vom ersten Beisammensein bis zum Schluss schafft es Pfarrer Dr. Kähler mit bewundernswerter Methodenvielfalt und Feingefühl, unser eigenes Leben, unseren Glauben, wie er uns geprägt hat und wo wir jetzt stehen, in den Blick zu nehmen. Mit Spielen, Bildbetrachtungen, Texten, Fragestellungen und Gesprächsrunden sind wir sofort beim Thema. Wir werden unsere Fragen los, erfahren Neues und Wissenswertes, werden zum Nach- und Überdenken angeregt. Fröhlicher Gesang, Gebete und Andachten begleiten uns.
Wie schön, dass wir auch Zeit haben, diese hübsche Kleinstadt zu erkunden. Dom, Schloss, Markt, Marktkirche – alles fußläufig zu erreichen – ganz ungewohnt, aber angenehm für uns Großstädter.
In der Gertrudenkapelle bleiben wir bewundernd vor Ernst Barlachs Holz- und Bronzeplastiken stehen.
Aber die große Erkenntnis kommt für mich erst danach, als wir in unserer Runde über einige seiner Kunstwerke sprechen. Wir betrachten sie genauer und mit dem Hintergrund seines Lebens, Glaubens und Wirkens ergeben sich viele Deutungen. Wir sind erstaunt, was uns diese Kunstwerke jetzt alles erzählen, was sie uns spüren und empfinden lassen.
Dass der berühmte „Schwebende Engel“ Barlachs (mit seiner traurigen Geschichte) im Gottesdienst über uns im Dom schwebt, ist der krönende Abschluss unseres Wochenendes. Ich wünsche mir, dass er Sinnbild dafür ist, dass der Segen Gottes uns hier auf der Erde erreicht und unser Glaube ein sicheres Fundament für unser Leben bleibt.
Ein Wochenende, das in mir nachklingt – was will ich mehr? Danke allen, die es möglich machten!
Elke Hirthe