Das Treffen mit einer Schönen vom Lande

Wenn Sie, lieber Leser,

ein Instrument spielen können und überdies noch jemanden wissen, der dies auch kann, dann wenden Sie sich doch als Duo (es dürfen natürlich auch noch mehr Mitspieler dabei sein) an Herrn Prietsch, und Sie werden wunderschöne Kirchen in Berlin und Brandenburg kennen lernen.


Denn Herr Prietsch reist in jedem Jahr mit einem wohlvorbereiteten Programm mit eigenen Gedichten und eben musikalischem Rahmen durch beide Länder. Unser Johannisthaler Flötenkreis war am 23. Juli diesen Jahres bereits das fünfte Mal mit ihm unterwegs. Wir hatten einen Ort vorgesehen, der im S-Bahnbereich liegen sollte, damit wir mit den „Öffentlichen“ anreisen können. Herr Prietsch hatte sich daraufhin in Strausberg kundig gemacht und eine Zusage für unseren gemeinsamen Auftritt in der dortigen St. Marienkirche erhalten.

Dass es dann doch nicht mit den „Öffentlichen“ dorthin ging, sondern mit drei Autos, lag an den umfangreichen Bauarbeiten bei S- und Straßenbahn.

Bei schönstem Sonnenschein ging es, vorbei an Feldern und Wiesen und durch herrliche Alleen, unserem Ziel entgegen. Und da standen wir dann vor einer der vielen Schönen vom Lande. Erstaunt waren wir, eine große frühgotische Feldsteinkirche vorzufinden. Erbaut ab ca. 1240 ist sie heute das älteste Gebäude in Strausberg. Innen wie außen ein Schmuckstück, beeindrucken besonders die wunderschönen Deckenmalereien.

Anfangs hatten wir dafür allerdings keinen Blick, mussten wir uns doch erst einmal im Kirchenschiff positionieren (Altartisch und großer Leuchter wurden umgestellt) und, nachdem wir unsere Plätze schließlich gefunden hatten, einspielen. In der Gemeinde gibt es ein reges musikalisches Leben. Im Sommer werden zweiwöchentlich sonntags Musiken mit hochkarätigen Akteuren angeboten.

Es wird sogar ein Eintrittsgeld erhoben (10 €). Da hatten wir schon ein mulmiges Gefühl, als Laienensemble den vielleicht hohen Ansprüchen der Zuhörer gerecht zu werden. Aber da mussten wir nun durch. Herr Prietsch las also wieder eine Auswahl seiner Gedichte, passend natürlich zur Sommerzeit, dazu eine Episode zum Schmunzeln und eine anrührende Kurzgeschichte über einen Hund, der ihn und seine Frau bei einer Wanderung begleitete und ebenso schnell wieder verschwand, wie er aufgetaucht war. Und wir – als musikalische Beigabe – steuerten Flötenmusik aus Renaissance, Barock, Klassik wie auch ein modernes Stück bei. Ein herzlicher Applaus und sogar der Ruf nach einer Zugabe machten uns bewusst, dass wir uns umsonst gesorgt hatten. Nach dem Konzert wird traditionsgemäß stets neben der Kirche gegrillt. Nun, da das Lampenfieber verflogen war, schmeckten die Würste doppelt gut. Wenn Sie, lieber Leser, nun leider kein Instrument beherrschen, aber trotzdem die Schönen vom Lande entdecken möchten, dann schauen Sie doch im nächsten Jahr wieder in den Gemeindebrief und erhalten vielleicht eine Anregung.

Für dieses Jahr empfiehlt Ihnen jedenfalls einen Besuch von St. Marien wie auch der hübschen Altstadt von Strausberg

Ihr Bernd Wulff