Votum und Gruß
„Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ (Joh 12,32)
Zu Himmelfahrt verwischen die Grenzen zwischen Himmel und Erde. Wo ist oben, wo ist unten? – Bei Gott ist das ganz gleich. Er ist überall, er hat seinen Sohn zu sich gezogen, damit er immer bei uns sein kann. Himmel ist dort, wo Christus auch uns haben möchte – in Raum und Zeit bei Gott.
Lasst uns das feiern im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Lied E.EG 6 Wir feiern deine Himmelfahrt
1. Wir feiern Christi Himmelfahrt / mit Danken und mit Loben. / Gott hat sich machtvoll offenbart, / das Kreuz zum Sieg erhoben. / Er sprach sein wunderbares Ja. / Nun bist du immer für uns da, / Entgrenzt von Raum und Stunde.
2. Das Reich in das du wiederkehrst / ist keine ferne Höhe. / Der Himmel, dem du zugehörst, / ist Herrschaft und ist Nähe. / Präg du uns ein, Herr Jesu Christ: / Gott ist nicht, wo der Himmel ist; / wo Gott ist, da ist Himmel.
3. Nimm uns in deinen Machtbereich, / gib Kraft zu Tat und Leiden / und ach uns deinem Wesen gleich / in Wollen und Entscheiden. / Wir freuen uns, Herr Jesu Christ, / dass da auch ein Stück Himmel ist, / wo wir dein Wort bezeugen.
Gebet
Wo Du bist, Gott, da ist auch Dein Himmel. Lass uns spüren, dass Du nicht an einem bestimmten Ort zu finden bist, sondern dass deine Gegenwart mitten unter uns ist. Das haben wir erfahren durch deinen Sohn Jesus Christus, an dem du uns gezeigt hast, wie du Grenzen überwindest – Grenzen zwischen Erde und Himmel, zwischen Tod und Leben, zwischen uns und dir. Dafür danken wir dir. Amen.
Evangelium Lukas 24,44-53
Jesus sprach zu seinen Jüngern: „Als ich noch bei euch war, habe ich zu euch gesagt: Es muss alles in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich steht.“ Dann half er ihnen, die Heiligen Schriften richtig zu verstehen. Er erklärte ihnen: „In den Heiligen Schriften heißt es, der Christus muss leiden und am dritten Tag auferstehen von den Toten. Und allen Völkern muss in meinem Auftrag verkündet werden: ‚Ändert euer Leben, Gott will euch eure Schuld vergeben!‘ Fangt in Jerusalem an! Ihr seid Zeugen für alles, was geschehen ist! Und seht doch: Ich werde den Geist zu euch senden, den mein Vater versprochen hat. Bleibt hier in der Stadt, bis ihr diese Kraft von oben empfangen habt.“
Jesus führte sie aus der Stadt hinaus bis nach Betanien. Dann hob er die Hände und segnete sie. Und dann, während er sie segnete, entfernte er sich von ihnen und wurde zum Himmel emporgehoben. Sie warfen sich vor ihm auf die Knie. Dann kehrten sie voller Freude nach Jerusalem zurück. Sie verbrachten die ganze Zeit im Tempel und lobten Gott.
Lied EG 504 Himmel, Erde, Luft und Meer
1. Himmel, Erde, Luft und Meer / zeugen von des Schöpfers Ehr; / meine Seele, singe du, / bring auch jetzt dein Lob herzu.
2. Seht das große Sonnenlicht, / wie es durch die Wolken bricht; / auch der Mond, der Sterne Pracht / jauchzen Gott bei stiller Nacht.
3. Seht, wie Gott der Erde Ball / hat gezieret überall. / Wälder, Felder, jedes Tier / zeigen Gottes Finger hier.
4. Seht, wie fliegt der Vögel Schar / in den Lüften Paar bei Paar. / Blitz und Donner, Hagel, Wind / seines Willens Diener sind.
5. Seht der Wasserwellen Lauf, / wie sie steigen ab und auf; / von der Quelle bis zum Meer / rauschen sie des Schöpfers Ehr.
Ansprache
Fangt an!
Das ist die zentrale Botschaft des Himmelfahrtsevangeliums – „Fangt an, am besten gleich hier und gleich jetzt. Denn ihr habt so viel Gutes zu erzählen, so vieles weiterzugeben! Soll ich euch daran erinnern? An all die wunderbaren Versprechen, die ich euch gegeben habe. Dass ich durch den Tod hindurch gegangen bin um euch neues Leben zu bringen? Dass eure Schuld aufgehoben wird? Tragt sie weiter, diese gute Nachricht, tragt sie in die Welt hinaus unter alle Menschen.“
Das ist doch im Grunde eine Frühlingsbotschaft. Sie passt in den Monat Mai und unter freien Himmel. Überall in der Stadt und auf dem Land fliegen Samen und Pollen durch die Luft. Sie tragen neues Leben in alle Ecken und Winkel, lassen es hier und da unverhofft neu erblühen, wenn genügend Regen gefallen und ihre Saat aufgegangen ist. So, wie also im Frühling der Wind, die Bienen und andere Insekten dafür sorgen, dass sich das fruchtbare Gut verbreitet und Neues hervorbringt, so sind die Jüngerinnen und Jünger aufgefordert, sich in alle Lande zu zerstreuen. Sie sollen die fruchtbare Saat Jesu überall hin tragen und dafür sorgen, dass sie aufgeht.
Die Segensgeste Jesu, von der weiter berichtet wird, sie passt wunderbar dazu. Dies ist eine der wenigen biblischen Szenen, die davon erzählt, wie Jesus die Seinen segnet. Mit ausgebreiteten Händen steht er bei ihnen und schließt sie in diese Geste ein. Er gibt seinen heilvollen Segen an sie weiter, die er kurz vorher damit beauftragt hat, all das weiterzugeben, was sie so frei, glücklich und heil macht. Ein intimer Moment ist dies – wie ein Innehalten, bevor etwas Neues beginnt.
Es ist eine Abschiedsszene, ja. Aber sie steckt voller Neuanfänge. Segnend, mitten in der Segenshandlung, zieht sich der Christus von ihnen zurück, er steigt gen Himmel – emporgehoben wie ein Samenschirmchen vom Wind.
Diesmal löst sein Verschwinden kein Entsetzen und auch keine Trauer aus – ganz im Gegenteil. Die Zurückbleibenden haben verstanden, dass etwas Wundervolles geschehen ist. Sie zeigen dies, indem sie sich auf die Knie werfen. Und dann wird keine Zeit verschwendet: Voller Freude kehrten sie nach Jerusalem zurück.“
Wie Samen und Pollen, so flogen sie dahin. Seinen Geist hatte der Aufgefahrene ihnen angekündigt. Er würde zurückkommen, ihnen die nötige Kraft geben wie durch einen kräftigen Sommerschauer, und sie würden seine gute Nachricht in die Welt verbreiten. Sie waren nicht allein, Jesus würde wiederkommen. Damit hat sich nicht nur der Himmel für sie geöffnet und ihnen weiten Raum geschenkt, sondern auch ein zeitlicher Horizont tut sich ihnen zu Himmelfahrt auf: Weil Christus sich aus dieser Welt zurückzieht, darum kann er überall sein – kann den Menschen stets nahe sein. Raum und Zeit sind aufgehoben, Gott ist nicht fassbar in dieser Welt.
Himmelfahrt steht für das Geheimnis des geöffneten Himmels. Dieser geöffnete Himmel ist durchlässig für den Geist, der weht und uns die tröstende Gegenwart Gottes verspricht. So sind wir schon längst bei Gott. Er öffnet uns hier in unserem Alltag den Himmel, macht ihn für uns zugänglich. Er trennt nicht, sondern verbindet.
Kennen Sie diese kleinen Samenkugeln? Sie sind aus Lehm und enthalten eine bunte Saatenmischung. Man kann sie im Balkonkasten einsetzen und beobachten oder an einer beliebigen Ecke unserer Stadt hinterlassen – zum Beispiel an besonders hässlichen Straßenrändern, um es ein bisschen schöner zu machen. Diese Kugeln können wunderbares Grün und auch Blüten hervorbringen. Sie sind angefüllt mit vielen Möglichkeiten. Selbst wenn wir diese Kugeln ganz fachgerecht pflegen, haben wir es nicht in der Hand, ob und was daraus wächst. Ich finde das spannend. Es verlockt mich, diese Kugeln auszuprobieren. Ich möchte sehen, ob nicht eine der vielen bunten Möglichkeiten daraus tatsächlich dort wachsen wird, wo ich es mir wünsche. Mit diesen Samenkugeln kann etwas von Licht und Leben durch unsere Hände hindurchlaufen. Vielleicht sehen sie bei Gelegenheit solche „Samenbomben“ oder auch Tütchen mit Blütenmischungen. Dann machen Sie mit: Säen sie sie aus und erzählen Sie Ihre Erfahrungen weiter. Christus sagt zu seinen Jüngerinnen und Jüngern in der Himmelfahrtsgeschichte: Fangt an! Amen.
Lied SJ 111 Erfreue dich, Himmel
1. Erfreue dich Himmel, erfreue dich, erde; / erfreue sich alles, was fröhlich kann werden.
Auf Erden hier unten, im Himmel dort oben: / Den gütigen Vater, den wollen wir loben.
2. Ihr Sonnen und Monde, ihr funkelnden Sterne, / ihr Räume des Alls in unendlicher Ferne:
Auf Erden hier unten, im Himmel dort oben: / Den gütigen Vater, den wollen wir loben.
5. Ihr Männer und Frauen, ihr Kinder und Greise, / ihr Kleinen und Großen, einfälig und weise:
Auf Erden hier unten, im Himmel dort oben: / Den gütigen Vater, den wollen wir loben.
6. Erd, Wasser, Luft, Feuer und himmlische Flammen / ihr Menschen und Engel, stimmt alle zusammen:
Auf Erden hier unten, im Himmel dort oben: / Den gütigen Vater, den wollen wir loben.
Fürbitten
Du zeigst uns den Himmel, Christus, du Auferstandener. Du bist unser Himmel.
Komm mit deinem Himmel zu uns, in unsere Herzen, damit deine Liebe uns endlich verwandelt.
Kehr uns zu dir, Gott, verwandle die Welt.
Komm mit deinem Himmel zu den Schwachen und Kranken. Lebe mit ihnen, damit ihnen neue Kräfte wachsen.
Kehr uns zu dir, Gott, verwandle die Welt.
Komm mit deinem Himmel zu unseren Kindern. Begeistere sie, damit sie lernen, das Gute zu tun. Christus, du Auferstandener, der Himmel ist in uns. Du bist unser Himmel, heute und alle Tage. Amen.
Lied EG 504 Himmel, Erde, Luft und Meer
6. Ach mein Gott, wie wunderbar / stellst du dich der Seele dar! / Drücke stets in meinen Sinn, / was du bist und was ich bin.
Segen
Gott behüte dich diesen Tag und die kommenden. Er halte seinen Himmel für dich offen. Es segne dich der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.