Gemeinsames Friedensläuten am 8. Mai 2020 um 18 Uhr

„Eure Städte sind mit Feuer verbrannt“ – „Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird kein Ende haben.“

Diese beiden Schriftworte – Jesaja 1,7 und 51,6 – stehen spannungsvoll auf der größten der sechs Glocken der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. 1961 erstmalig erklungen und unlängst wieder am Ostersonntag, als tiefer Grundton im ökumenischen Festtagsläuten zum Tag der Auferstehung, wird sie am 8. Mai 2020 ab 17.50 Uhr erneut geläutet zum 75. Jahrestag des Kriegsendes. Sie stimmt ein auf eine Friedensandacht mit Bischof Dr. Stäblein, im symbolträchtigen Ruinenturm der Gedächtniskirche, die um 18.00 Uhr über den Livestreamkanal der EKBO ausgestrahlt wird.

Versöhnungsgebet von Coventry

Gleichzeitig sollte dies  Friedensgeläut von vielen anderen Kirchenglocken überall in Berlin und darüber hinaus aufgenommen werden. Vielfach wird um 18.00 Uhr Zeit ohnehin geläutet. An diesem besonderen Tag des Gedenkens an die Befreiung vom Nationalsozialismus sollte der Glockenklang eine gemeinsame Botschaft über die Stadt tragen.

Dieser zunächst über die evangelische Wochenzeitung „Die Kirche“ verbreitete Impuls wurde rasch positiv aufgenommen, zunächst von den Steglitzer Gemeinden und Gemeinden in Wilmersdorf, inzwischen auch von weiteren. Inzwischen wird auch im katholischen Erzbistum die Möglichkeit der Beteiligung geprüft, während die Einladung auch noch einmal in alle evangelischen Kirchenkreise geht.

„Aber mein Heil bleibt ewiglich“: das ist die Friedensbotschaft Gottes an die ganze Welt. Sie ist ursprünglich zum Volk Israel gesagt, verbunden mit der Verheißung „der Herr tröstet alle ihre Trümmer“. Und nur so können auch wir es an diesem 75. Jahrestag hören: im Gedenken zuallererst an diejenigen, die 1945 aus den Vernichtungslagern und Gefängnissen und Folterkellern befreit wurden – und zugleich an die unzähligen, die diese Befreiung nicht mehr erleben konnten. In der Trauer um die Opfer, die dieser von Deutschland ausgegangene Krieg überall in der Welt gefordert hat. Im Festhalten der Erinnerung, , dass mit der Kapitulation am 8. Mai die von Gott verheißene „Gerechtigkeit“ sich stärker erwiesen hat als das Unrechtsregime der Nazis. Im Ernstnehmen des Wunders, dass wir nun schon seit einem Dreivierteljahrhundert mit unseren Nachbarn und der Welt in Frieden leben dürfen. Und immer wieder als Frage: Wie tragen wir heute zur Bewahrung und Ausbreitung des Friedens bei?

Mit herzlichen Segenswünschen

Pfarrer Martin Germer / Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirchengemeinde

https://www.gedaechtniskirche-berlin.de/blog/55155