Karfreitag – Andacht zur Sterbestunde Jesu | 10. April 2020

Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
(Johannes 3,16)

Lied Singt Jubilate 17 In einer fernen Zeit

In einer fernen Zeit / gehst du nach Golgatha, / erduldest Einsamkeit, / sagst selbst zum Sterben ja.

Du weißt, was Leiden ist. / Du weißt, was Schmerzen sind, / der du mein Bruder bist, / ein Mensch und Gottes Kind.

Verlassen ganz und gar / von Menschen und von Gott, / bringst du dein Leben dar / und stirbst den Kreuzestod.

Stirbst draußen vor dem Tor, / stirbst mitten in der Welt. / Im Leiden lebst du vor, / was wirklich trägt und hält.

Erstehe neu in mir. / Erstehe jeden Tag. / Erhalte mich bei dir, / was immer kommen mag. / Amen, Amen, / Amen.

Votum und Gruß

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Dies ist ein Schrei in den leeren Raum – in abgrundtiefe Einsamkeit. Doch hier schreit niemand in häuslicher Isolation, hier schreit Gott selbst am Kreuz. Er geht selbst den Weg in die tiefste Einsamkeit, er liefert sich dem Schmerz der Welt aus, er tut es für sie.
Gerade am Karfreitag verbindet er sich mit uns: Er schreit wie wir, er leidet mit uns, er stirbt sogar, wie auch wir sterben werden – und kommt uns so nahe.

Gebet

Gott, in deinem Leiden und Sterben bist bei uns, du zeigst uns, dass du weißt, was der Schmerz in unseren Tagen und in unserer verfremdeten Welt bedeutet. Am Kreuz wirst du uns zum Bild unserer Not, deiner Liebe und unserer Hoffnung. Amen.

Lied Singt Jubilate 17 In einer fernen Zeit

1. In einer fernen Zeit / gehst du nach Golgatha, / erduldest Einsamkeit, / sagst selbst zum Sterben ja.

Lesung Markus 14,32-53

Sie kamen zu einem Garten mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern: „Setzt euch hierher, bis ich gebetet habe.“ Und er nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes und fing an zu zittern und zu zagen und sprach zu ihnen: „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet!“ Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf die Erde und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge, und sprach: „Abba, Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!“ Und er kam und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: „Simon, schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen? Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.“

Und er ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte und kam wieder und fand sie schlafend; denn ihre Augen waren voller Schlaf, und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten. Und er kam zum dritten Mal und sprach zu ihnen: „Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist gekommen. Siehe, der Menschensohn wird überantwortet in die Hände der Sünder. Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, der mich verrät, ist nahe.“

Und alsbald, während er noch redete, kam herzu Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: „Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift und führt ihn sicher ab.“ Und als er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach: „Rabbi!“, und küsste ihn. Die aber legten Hand an ihn und ergriffen ihn. Einer aber von denen, die dabeistanden, zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: „Seid ihr ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich gefangen zu nehmen? Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. Aber so muss die Schrift erfüllt werden.“ Da verließen ihn alle und flohen. Und ein junger Mann folgte ihm nach, der war mit einem Leinengewand bekleidet auf der bloßen Haut; und sie griffen nach ihm. Er aber ließ das Gewand fahren und floh nackt.

Lied Singt Jubilate 17,2

2. Du weißt, was Leiden ist. / Du weißt, was Schmerzen sind, / der du mein Bruder bist, / ein Mensch und Gottes Kind.

Lesung Markus 14, 53-72

Und sie führten Jesus zu dem Hohenpriester; und es versammelten sich alle Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehrten. Petrus aber folgte ihm nach von ferne, bis hinein in den Palast des Hohenpriesters, und saß da bei den Knechten und wärmte sich am Feuer. Aber die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugnis gegen Jesus, auf dass sie ihn zu Tode brächten, und fanden nichts. Denn viele gaben falsches Zeugnis gegen ihn; aber ihr Zeugnis stimmte nicht überein. Und einige standen auf und gaben falsches Zeugnis gegen ihn und sprachen: „Wir haben gehört, dass er gesagt hat: Ich will diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist.“ Aber ihr Zeugnis stimmte auch darin nicht überein. Und der Hohepriester stand auf, trat in die Mitte und fragte Jesus und sprach: „Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen?“ Er aber schwieg still und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: „Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?“ Jesus aber sprach: „Ich bin’s; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels.“ Da zerriss der Hohepriester seine
Kleider und sprach: „Was bedürfen wir weiterer Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was meint ihr?“ Sie aber verurteilten ihn alle, dass er des Todes schuldig sei. Da fingen einige an, ihn anzuspeien und sein Angesicht zu verdecken und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage uns! Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht.

Und Petrus war unten im Hof. Da kam eine von den Mägden des Hohenpriesters; und als sie Petrus sah, wie er sich wärmte, schaute sie ihn an und sprach: „Und du warst auch mit dem Jesus von Nazareth.“ Er leugnete aber und sprach: „Ich weiß nicht und verstehe nicht, was du sagst.“ Und er ging hinaus in den Vorhof, und der Hahn krähte. Und die Magd sah ihn und fing abermals an, denen zu sagen, die dabeistanden: „Dieser ist einer von denen.“ Und er leugnete abermals. Und nach einer kleinen Weile sprachen die, die dabeistanden, abermals zu Petrus:

„Wahrhaftig, du bist einer von denen; denn du bist auch ein Galiläer.“ Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: „Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet.“ Und alsbald krähte der Hahn zum zweiten Mal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: „Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Und er fing an zu weinen.

Lied Singt Jubilate 17

3. Verlassen ganz und gar / von Menschen und von Gott, / bringst du dein Leben dar / und stirbst den Kreuzestod.

Lesung Markus 15,1-37

Und alsbald am Morgen hielten die Hohenpriester Rat mit den Ältesten und Schriftgelehrten, dazu der ganze Hohe Rat, und sie banden Jesus und führten ihn ab und überantworteten ihn Pilatus. Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er aber antwortete ihm und sprach: „Du sagst es.“ Und die Hohenpriester beschuldigten ihn hart. Pilatus aber fragte ihn abermals und sprach: „Antwortest du nichts? Siehe, wie hart sie dich verklagen!“ Jesus aber antwortete nichts mehr,
sodass sich Pilatus verwunderte.

Er pflegte ihnen aber zum Fest einen Gefangenen loszugeben, welchen sie erbaten. Es war aber einer, genannt Barabbas, gefangen mit den Aufrührern, die beim Aufruhr einen Mord begangen hatten. Und das Volk ging hinauf und bat, dass er tue, wie er ihnen zu tun pflegte. Pilatus aber antwortete ihnen: „Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden losgebe?“ Denn er erkannte, dass ihn die Hohenpriester aus Neid überantwortet hatten. Aber die Hohenpriester wiegelten das Volk auf, dass er ihnen viel lieber den Barabbas losgebe. Pilatus aber antwortete wiederum und sprach zu
ihnen: „Was wollt ihr dann, dass ich tue mit dem, den ihr den König der Juden nennt?“ Sie schrien abermals: „Kreuzige ihn!“ Pilatus aber sprach zu ihnen: „Was hat er denn Böses getan?“ Aber sie schrien noch viel mehr: „Kreuzige ihn!“ Pilatus aber wollte dem Volk Genüge tun und gab ihnen Barabbas los und ließ Jesus geißeln und überantwortete ihn, dass er gekreuzigt würde. Die Soldaten aber führten ihn hinein in den Palast, das ist ins Prätorium, und riefen die ganze Kohorte zusammen und zogen ihm einen Purpurmantel an und flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm auf und fingen an, ihn zu grüßen: „Gegrüßet seist du, der Juden König!“ Und sie schlugen ihn mit einem Rohr auf das Haupt und spien ihn an und fielen auf die Knie und huldigten ihm. Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpurmantel aus und zogen ihm seine Kleider an.

Lied Singt Jubilate 17

4. Stirbst draußen vor dem Tor, / stirbst mitten in der Welt. / Im Leiden lebst du vor, / waswirklich trägt und hält.

Und sie führten ihn hinaus, dass sie ihn kreuzigten. Und zwangen einen, der vorüberging, Simon von Kyrene, der vom Feld kam, den Vater des Alexander und des Rufus, dass er ihm das Kreuz trage. Und sie brachten ihn zu der Stätte Golgatha, das heißt übersetzt: Schädelstätte. Und sie gaben ihm Myrrhe im Wein zu trinken; aber er nahm’s nicht. Und sie kreuzigten ihn. Und sie teilten seine Kleider und warfen das Los darum, wer was bekommen sollte. Und es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten. Und es stand geschrieben, welche Schuld man ihm gab, nämlich: Der König der Juden.
Und sie kreuzigten mit ihm zwei Räuber, einen zu seiner Rechten und einen zu seiner Linken. Und die vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen: „Ha, der du den Tempel abbrichst und baust ihn auf in drei Tagen, hilf dir nun selber und steig herab vom Kreuz!“ Desgleichen verspotteten ihn auch die Hohenpriester untereinander samt den Schriftgelehrten und sprachen:

„Er hat andern geholfen und kann sich selber nicht helfen. Der Christus, der König von Israel, er steige nun vom Kreuz, damit wir sehen und glauben.“ Und die mit ihm gekreuzigt waren, schmähten ihn auch. Und zur sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und zu der neunten Stunde rief Jesus laut: „Eli, Eli, lama asabtani?“ Das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und einige, die dabeistanden, als sie das hörten, sprachen sie: „Siehe, er ruft den Elia.“ Da lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr, gab ihm zu trinken und sprach: „Halt, lasst uns sehen, ob Elia komme und ihn herabnehme!“ Aber Jesus schrie laut und verschied.

Stille

Lesung Markus 15,38-39

Und der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus. Der Hauptmann aber, der dabeistand, ihm gegenüber, und sah, dass er so verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!

Lied Singt Jubilate 17

5. Erstehe neu in mir. / Erstehe jeden Tag. / Erhalte mich bei dir, / was immer kommen mag. / Amen, Amen, / Amen.

Gebet

Jesus Christus wir stehen unter deinem Kreuz
und beten zu dir.

Unter deinem Kreuz weinen wir um unsere Toten.
Unter deinem Kreuz leiden wir mit allen Trauernden.
Unter deinem Kreuz klagen wir über die Macht des Todes.

Wir vergehen, wenn nicht du die Toten rettest!
Wir rufen zu dir: Erbarme dich.

Unter deinem Kreuz weinen wir mit den Enttäuschten.
Unter deinem Kreuz leiden wir mit den Einsamen.
Unter deinem Kreuz klagen wir über die Macht der Gleichgültigkeit.

Wir vergehen, wenn nicht du die Verzweifelten rettest!
Wir rufen zu dir: Erbarme dich.

Unter deinem Kreuz leiden wir mit den Opfern von häuslicher Gewalt.
Unter deinem Kreuz weinen wir über die nicht endenden Kriege.
Unter deinem Kreuz klagen wir über die Macht des Bösen.

Wir vergehen, wenn nicht du die Elenden rettest!
Wir rufen zu dir: Erbarme dich.

Unter deinem Kreuz weinen wir über den Hass auf dich.
Unter deinem Kreuz leiden wir mit den Verfolgten.
Unter deinem Kreuz klagen wir dir unseren schwachen Glauben.

Jesus Christus, du Gekreuzigter, wer fängt uns auf,
wenn wir fallen? Wer liebt uns, wenn wir versagen? Wer rettet uns in Todesnot?

Wir vergehen, wenn nicht du den Tod besiegst!
Mach uns frei durch deine Liebe. Überlass uns nicht dem Tod und erbarme dich.

Vater Unser

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Entlassung

So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Geht hin im Frieden des dreieinigen Gottes. Amen.