Nacht der Chöre

Am Sonnabend, dem 16.09.2017 war es wieder soweit, der kklio (Kirchenkreis Lichtenberg/Oberspree) lud in die, in der Nähe des S-Bahnhofs Rummelsburg gelegene, Erlöserkirche, zur „Nacht der Chöre“ ein. Es treffen sich dort Chöre, die zu evangelischen Kirchengemeinden des Berliner Südostens gehören, zu einem gemeinsamen Konzert. Es wird ausdrücklich betont, dass es sich um keinen Chorwettbewerb handelt.

Im vorigen Jahr hatten die Sängerinnen und Sänger der Kantorei Johannisthal höhere Aufgaben zu lösen (Deutsches Requiem von Brahms) und fehlten dementsprechend beim Chortreffen. In diesem Jahr wollten sie aber mal wieder zeigen, was die Johannisthaler so drauf haben.

Natürlich ging das nicht ohne Orgelbegleitung und somit nicht ohne eine Musik besessene ältere Dame namens Christine. Die wiederum wollte nicht ohne moralische Stütze auftreten, d.h. ich kutschierte sie und eine andere Chorsängerin namens Swantje gegen 19.00 Uhr zur besagten Kirche, ergatterte auf dem Kirchengelände noch einen Parkplatz und nahm dann für die nächsten vier Stunden auf einer harten Kirchenbank Platz.

Der Grund für unser frühes Eintreffen war nicht etwa, die Leistung der anderen Chöre zu würdigen, nein, Christine wollte sich mit der Orgel, bzw. einem ähnlichen zur Begleitung vorgesehen Instrument, vertraut machen. Meine Stimmung war dementsprechend. Unglücklicherweise hatten wir für mich auch noch einen Platz in Mitten eines Karlshorster Chores, bzw. dessen Fans, gewählt. Meine beiden Damen verließen mich bald und ich saß wie ein Fremdkörper zwischen aufgeregten Sängerinnen und Sängern.

Nachdem ich den Innenraum des eindrucksvollen Kirchengebäudes studierte hatte, blieb mir nichts Anderes übrig, als mich auf das Geschehen vor dem Altar zu konzentrieren.
Als Erstes fiel mir auf, dass Chorleiterinnen wesentlich mehr mit den Armen beim Dirigieren rudern, als Chorleiter. Nach solchen albernen Betrachtungen merkte ich mit Erstaunen, dass mich mehr und mehr die Musik gefangen nahm. Neben den üblichen Chören, die vorwiegend aus älteren Damen bestehen, die sich große Mühe geben die frommen Gesänge aus den Federn der Herren Bach oder Mendelssohn zu interpretieren, traten auch junge Sängerinnen und Sänger mit moderneren Stücken auf, die sie auch noch mitreißend vortrugen.

Endlich war eine Pause. Bei der Pausenversorgung zeigte sich, dass die Organisatoren einige Erfahrung mit solchen Events haben. Für den Magen gab es nur süße oder salzige Brezeln und nicht die sonst üblichen Brat- oder Bockwürste, die auch einen erheblichen Arbeitsaufwand verursachen. Gegen den Durst wurde Wasser in verschiedener Form, sowie Rot- und Weißwein gereicht. An den Versorgungspunkten, waren die hauptamtlichen Kirchenmusiker, also auch unser Kantor Martin, eingesetzt.

Von Swantje wurde ich mit Brezel und Weißwein versorgt.

Nach der Pause war endlich auch unser Chor dran.

Wie üblich war ich nicht darüber informiert, dass Christine ganze Sätze des Stückes als Solo auf dem Keyboard (Orgelersatz) zu spielen hatte. Es klappte alles bestens, die Konkurrenten spendeten höflichen Beifall und die Verantwortlichen des kklio fanden anerkennende Worte. Mit der wachsenden Zahl von aufgetretenen Chören leerte sich die Kirche, denn ähnlich dem Verhalten von Sportfans, interessierten sich die Musikfans auch nur für „ihren“ Chor. Auch wir suchten nach dem Auftritt das Weite.

Meiner Meinung nach war es doch ein Wettbewerb, wenn auch nicht zwischen den Chören direkt, so doch zwischen den Chorleiterinnen und -leitern um die Gunst der Verantwortlichen für Kirchenmusik im kklio.

September 2017
Dr. Dietrich Klaus