Ökumenische Bibelwoche zum Lukasevangelium 1 – Lukas 1,39-56

Hüpfen und Hoffen

Das Evangelium:

Das Lukasevangelium ist uns bekannt durch die Weihnachtsgeschichte. Was dieses Evangelium aber auch auszeichnet, sind die vielen wunderbaren Gleichnisse, die uns gleichsam vertraut sind (so wie das Gleichnis vom reichen Kornbauern oder vom barmherzigen Samariter) und die Hervorhebung Jesus als Heiland und Erlöser. Seine Gleichnisse erzählt Jesus in seinen zahlreichen Begegnungen, die er auf seinem Weg hat. Und genau diese Begegnungen stehen im Zentrum der diesjährigen ökumenischen Bibelwoche: was passiert in den Begegnungen? Wer stößt wen an und wodurch? Wodurch kommt seelisch wie körperlich Bewegung ins Spiel? Diesen Fragen möchten wir in einem indirekten Gespräch mittels des Textes mit Ihnen gemeinsam nachgehen.

Der Text: Lukas 1: Maria bei Elisabeth

39 Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda 40 und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. 41 Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt 42 und rief laut und sprach: Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! 43 Und wie geschieht mir, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? 44 Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. 45 Ja, selig ist, die da geglaubt hat! Denn es wird vollendet werden, was ihr gesagt ist von dem Herrn.

46 Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, 47 und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes; 48 denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. 49 Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist. 50 Und seine Barmherzigkeit währet für und für bei denen, die ihn fürchten. 51 Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. 52 Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. 53 Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen. 54 Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf, 55 wie er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit. 56 Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate; danach kehrte sie wieder heim.

Zum Text:

Maria bekam Besuch vom Engel Gabriel und das setzte sie in Bewegung. Unmittelbar darauf macht sie sich auf den Weg und besucht sie ihre Verwandte. Der Begegnung mit dem Engel und die Verheißung des Heilandes hat Maria buchstäblich in Bewegung gesetzt.

Und diese Bewegung geht weiter, schlägt Kreise. Die beiden Frauen begrüßen sich und sogleich reagiert auch das ungeborene Kind der Elisabeth. Ein Kind, von dem es heißt, dass es von Anfang an und augenscheinlich noch vor der Geburt vom Geist Gottes erfüllt ist.

Der Besuch der Maria stimmt das Kind an, vor Freude zu hüpfen. Und diese Freude und dieses Hüpfen überträgt sich gleichsam auf die Mutter: Auch Elisabeth wird bewegt und vom Heiligen Geist erfüllt – so sehr, dass sie ein Loblied anstimmt und „laut ruft“.

Und dieser Lobpreis stimmt wiederum Maria an. Auch sie beginnt nun zu singen und zu loben. Und während Elisabeth in ihrem Lobpreis Maria bejubelte, preist Maria Gott und Seine großen Taten an den Menschen. Maria sieht die Verheißung des Engels nicht allein an sich selbst, sondern erkennt die Wirkung für ihr Volk und für die Welt. Und sie erkennt die Verbindung zu vergangenen Taten Gottes am Volk Israel und an den Erzvätern. Gottes Handeln ist kontinuierlich. Was Er an den Vätern und Müttern vergangener Zeiten getan hat, setzt sich in heutigen Generationen fort. Das Bild, das Maria in ihrem Lobgesang von Gott zeichnet, ist das eines aktiven Gottes – eines Gottes, Der unmittelbar ins Weltgeschehen eingreift. Wen Gott dabei besondere Aufmerksamkeit schenkt, wer sich von Ihm besonders angenommen und erlöst wissen darf, ist ein Motiv, das sich wie ein roter Faden durch das ganze Evangelium und durch Jesu Tätigkeit zieht: es sind die Armen, die Verlassenen und Vergessenen, die Ausgestoßenen und Hilflosen, denen sich Gott zuwendet. Gerade an ihnen wird Gottes Barmherzigkeit sichtbar und die Verheißung, dass Gott wirklich niemanden in seinem Leid übersieht oder allein lässt. Irgendwann werden sich die Verhältnisse umkehren – daran glaubt Maria zuversichtlich, so sehr, dass sie jetzt schon preist und vor Freude jubelt. Als wären all die Verheißungen schon Wirklichkeit.

Und genau das ist der Glaube, den Elisabeth lobpreist: ein Glaube, der so sehr mit Gott rechnet, dass er schon jetzt jubeln und lobsingen lässt. Anders als Zacharias bei der Ankündigung seines Sohnes hat Maria nicht nach einem Zeichen gefordert, sondern den Worten des Engels schlicht geglaubt.

Und dieser Glaube bewegte sie, trug sie fort zu anderen, die gleichsam bewegt wurden, so wie es später durch Jesus geschieht.

Impulsfragen:

  • Welche Glaubenserfahrung hat Sie in Bewegung gesetzt? Und inwiefern?
  • Sind Sie schon einmal einem Menschen begegnet, dessen Glaube Sie bewegte?
  • Welche Rolle spielt das Zweifeln in Ihrem persönlichen Glauben?
  • Hätten Sie wie Maria vor allem Eintreffen der Verheißungen Gott loben können? Wenn nicht, was hätte es dazu gebraucht?

Gebet:

Himmlischer Vater,

Dein „Reich ist nicht nur jenseits unserer Bemühungen, es ist auch jenseits unseres Sehvermögens“. Gerade in diesen Tagen sehnen wir uns nach den Spuren Deines Wirkens unter uns. Aber Dein Wort gilt noch immer, das zeigt uns die Geschichte von Maria und Elisabeth. Darum hilf uns Dich zu erkennen. Öffne unsere Augen und Herzen für Dein Mit-sein unter uns und stärke uns in unserem Glauben, auf dass auch wir bewegt werden und bewegen können, besonders all jene, die so sehr nach Dir rufen. Dass das Licht Deiner Verheißung unter uns scheinen durch Jesus Christus, unseren Herrn und Heiland. Amen.

(Zitat von Kurt Marti)

Es grüßt Sie

Ihre Pfarrerin Franziska Roeber.