Unsere Kirchengemeinde und ihre Finanzen

In den letzten Monaten kam die Kirche in die Schlagzeilen: Wegen eines luxuriösen Bischofbaus und wegen der sogenannten Staatsleistungen an die Kirchen, die jeder Steuerzahler mitfinanziert, auch wenn er noch so ungläubig ist. Die Stimmung wurde schlecht gegen die Kirche, wegen des Geldes. Auch in Baumschulenweg und Johannisthal höre ich Leute, die argwöhnen, woher die Kirche ihr Geld hat oder dass sie zu viel Geld hat.
Darum ein paar Informationen.

Zunächst:

Danke allen, die entsprechend ihrem Einkommen etwas für die Kirche abgeben – Kirchensteuern zahlen! Weil sie überzeugt sind: Die Kirche tut Gutes damit; und sie leistet etwas, was eben nur die Kirche kann.
Danke allen, die ihre Spende geben, wenn in der Kirche gesammelt wird; oder auch mal zu anderer Gelegenheit eine größere Spende!
Danke allen, denen zwar keine Kirchensteuern veranlagt werden, die aber Jahr für Jahr auch ihren finanziellen Gemeindebeitrag bringen!

Zuwendungen des Staates

Was haben Sie in den letzten Wochen gehört von den Zuwendungen des Staates an die Kirche?
Wenn Sie das interessiert, dann lesen Sie den nächsten Abschnitt. Ansonsten überspringen Sie das.

Die Einnahmen der evangelischen Landeskirchen in Deutschland setzen sich so zusammen:

  • 45% Einnahmen aus der Kirchensteuer.
  • 35% sogenannte Drittmittel, in der Regel Fördermittel, Zuschüsse der öffentlichen Hand und Staatsleistungen.
  • 20% der Einnahmen werden durch Gebühren für kirchliche Leistungen, Pachten und Zinseinnahmen erwirtschaftet.

Fördermittel und Zuschüsse bekommen die Kirchen für konkrete Leistungen, z.B., weil sie Kitas und Krankenhäuser unterhalten oder für den Religionsunterricht an Schulen, beispielsweise:

  • Kosten einer kirchlichen Kita: Davon tragen die Kommune 70%, die Eltern mit den Kitagebühren 10% und der kirchliche Träger 20%.
  • Religionsunterricht an den Schulen: Hier betrugen 2012 die staatlichen Zuschüsse der Bundesländer Berlin und Brandenburg insgesamt 31 Millionen Euro; die Evangelische Kirche steuerte 7,4 Millionen Euro bei.

Etwas anderes sind die sog. Staatsleistungen: Die zahlt der Staat pauschal dafür, dass 1803 kirchliche Güter enteignet wurden.

Etwa vier Prozent der Einnahmen unserer Landeskirche, 17,5 Millionen Euro, sind Staatsleistungen. Hinzu kommen staatliche Zuschüsse für konkrete Leistungen, beispielsweise für den Religionsunterricht an den Schulen oder kirchlich kulturelle Zwecke; sie umfassen 34,5 Millionen Euro. Das sind 8,5% vom Gesamthaushalt. Im Gesamthaushalt kamen in 2012 übrigens 138 Millionen Euro durch Kirchensteuer ein.
Das Land Brandenburg stellt zusätzlich rund 1,5 Millionen Euro zur Erhaltung der Dorfkirchen bereit. Und Berlin beteiligt sich mit einem Sonderzuschuss von etwa 500.000 Euro unter anderem an der Erwachsenenbildung.

Die evangelischen Kirchen in Deutschland sagen seit einigen Jahren: sie sind offen dafür, mit den Ländern neu über die Staatsleistungen zu verhandeln.
Übrigens: Die staatlichen Finanzämter ziehen die Kirchensteuer, die sich an der Lohnsteuer bemisst, für die Kirchen ein. Sie können das am kostengünstigsten leisten.

Was passiert mit dem Geld in der Kirche?

Der Gemeindebeitrag dient ganz und gar der Arbeit der Kirchengemeinde vor Ort.
Spenden sind zweckgebunden.
Kirchensteuern werden aufgeteilt: Einen Teil bekommen die Kirchengemeinden entsprechend der Zahl ihrer Mitglieder. Der andere Teil wird für gesamtkirchliche Aufgaben verwandt: z.B. Kommunikation der Kirche in Radio und Fernsehen, Schwerpunkthilfen für einzelne Gemeinden; Ausbildung für Mitarbeiter; Einzahlung in Versicherungen und Rentenkassen für Mitarbeiter; Investitionen in Hilfsangebote, die nicht von Kassen refinanziert werden, Seelsorge in Krankenhäusern u.a. – alles Aufgaben, die nicht einzelne Gemeinden allein machen.[1]

Die Ausgaben einer Gemeinde für ein neues Jahr plant deren Leitung im Rahmen der zu erwartenden Einnahmen.
Die Kirchengemeinde hat einige finanzielle Verbindlichkeiten, z.B.:

  • Verträge mit MitarbeiterInnen
  • Betriebskosten
  • Erhalt der Gebäude und Verkehrssicherung
Was darüber hinaus finanziell unterstützt wird, muss gut abgewogen und begründet werden.Ich meine, dabei sollten die leitenden Motive sein:

was an Geld eingesetzt wird, soll helfen,

  • dass Menschen die gute Botschaft von Gott kennenlernen
  • und dass die Gemeinde Gelegenheiten gestaltet, bei denen Menschen gemeinsam beten und sich als Christen engagieren.

Immer stellt sich die Zielfrage: wie wird das Geld am besten dafür eingesetzt, dass die Kirche auch in Zukunft diesen Zielen dienen kann? „Weil wir das weiter wie bisher haben möchten“, ist noch keine hinreichende Begründung für eine Ausgabe; zu sagen „wir haben gespart, da können wir uns das jetzt doch leisten“ reicht auch nicht, um eine Ausgabe zu rechtfertigen: auch wenn Geld da wäre, muss sich eine Ausgabe, also der Ressourcenver­brauch, an den Zielen orientieren und daran bemessen, was sie für dieses Ziel leisten. Eine Luxussanierung ist schon gar nicht Aufgabe der Kirche. Im Mittelalter, aber auch in der Barockzeit herrschte die Auffassung: „Kirchen prachtvoll zu bauen ist unsere Weise, Gott zu ehren“; aber heute achten wir bei Ausgaben in der Kirche eher darauf, dass Güter zwischen Wohlhabenden und Bedürftigen gerecht verteilt werden.

Wir fragen: Was könnte es – auch ästhetisch – fördern, dass Menschen mit Seele und Sinnen Gottesdienst feiern, dass sie Lust bekommen, daran teilzunehmen? Was braucht es dafür für Räume und was für Vorbereitung und was für Musik und was für Darstellung in der Öffentlichkeit in Baumschulenweg und Johannisthal? Was investieren wir an materiellen Gütern, um gemeinsam Gottes Güte zu bezeugen?
Was sollten wir als gute Haushalter der Gaben Gottes in diesem Jahr für künftige Jahre tun?

Einmal im Jahr können Sie sich die Belege für alle Ausgaben der Kirchengemeinde im vergangenen Jahr ansehen. Ansonsten: fragen Sie die Mitglieder der Gemeindeleitung, was denn in unserer Gemeinde an Ausgaben geplant ist, oder was etwas gekostet hat, und ebenso: wie es denn mit den Einnahmen unserer Kirchengemeinde steht.

Reinhard Kähler

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[1] Wohin gehen 100 € Ihrer Kirchensteuer? (2011)

52,44 €    Kirchengemeinden und Diakonie
16,93 €    Bildung, Ausbildung, Religionsunterricht
1,14 €     Besondere kirchliche Dienste: z.B. Gefängnis- und Krankenhausseelsorge
11,21 €    Renovierung und Sanierung von Kirchen
1,05 €     Weltweites Engagement und Publizistik
6,88 €     Verwaltung
10,35 €    Versicherungen, Finanzverwaltung und  -wirtschaft