Manche Dinge passieren in der Corona-Zeit ein wenig verborgen und fast unbemerkt.
Seit gestern hat ein Bienenvolk seine neue Heimat auf unserem Gelände gefunden, gleich hier hinter der Kirche im Garten, in einer ruhigen Ecke im Schutz der Mauer. Hoffentlich fühlt es sich bald ganz Zuhause bei uns.
Ich finde, die Bienen passen zu Ostern. Sie erwachen gerade erst aus ihrer Winterruhe. Wie tot lagen die Beuten im Winter. Nun fangen die Tiere erst wieder an zu fliegen, genießen die Sonne und den ersten Nektar des Jahres.
Die Bienen schwärmen aus. Sie tauchen in Gärten auf, an Straßenrändern und auf Balkonen, sie scharwenzeln um Blüten herum, werden mehr und mehr.
Bienen bedeuten leben. Wie wahr das ist, haben die Menschen inzwischen allmählich begriffen – und sie versuchen darum, das Bienensterben aufzuhalten. Das Imkern hat Konjunktur, ganz besonders hier in Berlin. Und das ist gut, denn wir brauchen die Bienen. Ihre fleißige Arbeit lässt zahllose Pflanzenarten neue Früchte tragen. Die Biene bestäubt nicht nur Blüten, sie bestäubt letztlich auch unsere Zukunft, sichert neues Leben.
Ostern feiern wir, das Christus, der tot und begraben war, neu ins Leben gekommen ist. Aber das musste zuerst bemerkt und begriffen werden.
So kamen die Frauen sehr früh am Morgen zu Jesu Grab, um ihn mit duftenden Ölen zu salben. Sich um seinen Leichnam zu kümmern, das war das mindeste, was sie noch tun konnten. Als sie entdeckten, dass der Stein weggerollt und das Grab leer war, da hatten sie keine Vorstellung davon, was passiert sein könnte.
Auch die Begegnung des Auferstandenen mit dem Jünger Thomas, zeigt, wie schwer zu verstehen und zu glauben das eigentlich ist – das der Tote eben nicht mehr in seiner Grabstätte ruht, sondern dass er den Tod überwunden hat und zu den Lebenden zurückgekehrt ist. Er ist nun da, zum Ansehen und Anfassen nahe.
Dass die Bienen wieder unterwegs sind, habe ich in diesem Frühjahr schon einige Male bemerkt, hier eine, da eine. Aber es ist etwas ganz anderes zu sehen, wie so ein ganzes Volk wieder ins Leben kommt, dass es den Winter unbeschadet überstanden hat, dass es sich regt und arbeitet!
Christus ist ins Leben zurückgekehrt – nicht jedes Jahr neu nach einem langen Winter, sondern ein für allemal. Seine Osterbotschaft ist mehr als eine Frühlingsbotschaft. Sie schafft Tatsachen, die stärker sind als Varroa-Milben oder Corona-Viren:
Ich war tot. Und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.
Die Osterbotschaft ist drastisch. Drastisch ist auch, was wir in den vergangenen Wochen erlebt haben. Erschreckend schnell haben sich Krankheit und Sterben ausgebreitet, in Italien, in Spanien, in den Vereinigten Staaten, aber auch bei uns, auch hier in Berlin. Wir wissen, was Tod bedeutet. Wir wissen auch, was die Angst vor der Lebensbedrohung und die Sorge um Menschen bewirken kann. Ungeahnte Kräfte sind freigesetzt worden. Menschen halten zusammen, die sich kaum kennen. Soziale Distanz hat viele einander näher gebracht – neben aller Einsamkeit in den eigenen vier Wänden, die für viele zweifellos schwer zu ertragen ist.
Heute am Ostersonntag haben wir wieder die freudige Botschaft vor Augen: Das Gute siegt, Liebe überwindet Hass, Gewalt und Tod. Die Osterbotschaft, der Ostersonntag, die Osterkerze, das alles kann nicht verboten werden, ausfallen oder verschoben werden. Ostern findet heute statt, auch wenn wir es so noch nie erlebt haben. Wie gerne hätte ich den Tag bei Sonnenaufgang mit Posaunen auf dem Friedhof begonnen. Wie gerne würde ich heute hier mit Ihnen in der Kirche singen. Wie gerne würde ich Abendmahl feiern. Wie dringend wollen wir uns alle mit Freundinnen und Bekannten treffen, uns mit den Menschen unseres Alltags austauschen über diese ungewohnten und anstrengenden letzten Wochen.
Damals für die Jüngerinnen und Jünger war mit Ostern auch noch nicht alles vorbei, längst nicht! Die große Entspannung ist nicht Teil der Ostergeschichten. Aber die Perspektive ist eine neue. Denn weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Viren, noch Trauer oder Einsamkeit werden das letzte Wort haben: Christus trägt den Sieg davon.
Diese Perspektive gibt neue Kraft – so, wie die Bienen unablässig kraftvoll herumschwirren und die vielen Blüten erobern oder so, wie das Licht der länger werdenden Tage uns Energie spendet!
Eine solche Osterkraft gibt uns Mut und neue Hoffnung, die wir für die kommende Zeit gut gebrauchen können.
Christus spricht: Ich war tot. Und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.