Mit der aktuellen Ausgabe des Gemeindegrußes für die Monate April und Mai stehen uns einige Highlights im Kirchenjahr bevor: Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten. Diese 50 Tage (Pfingsten leitet sich auch von der Zahl 50 ab) bilden den großen Spannungsbogen von: Jesus verweilt noch einmal bei den Menschen für 40 Tage; er wird entrückt in den Himmel und 10 Tage später ergießt sich der Heilige Geist über die Menschen.
Es ist eine Segens-reiche Zeit! Neben den großen Gottesdiensten gibt es im Mai die Konfirmationen. Zunächst werden die Konfirmandinnen und Konfirmanden in einem eigenen Gottesdienst vorgestellt und am Pfingstsonntag findet die Konfirmation in einem großen regionalen Gottesdienst statt. Ihnen wird der besondere Segen zu diesem Ereignis zugesprochen. Die Jugendlichen bekräftigen mit der Konfirmation ihre Taufe und begegnen dem neuen Lebensabschnitt mit der Segnung.
Im Segen kommt Gott den Menschen nah. Im Segen steckt die Kraft Gottes, die geheimnisvoll wirkt. Menschen vertrauen darauf, dass Gott sie auf ihrem Weg begleitet und behütet – auch in dunklen Stunden. Gottes Zuversicht kann uns tragen, wenn wir an unsere Grenzen kommen. Im Lateinischen heißt segnen „benedicere“, wörtlich: „gut sagen“ oder „loben“. Segensworte heilen, trösten, versöhnen. „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein“, heißt es in der Abrahamsgeschichte (1. Mose 12, 2). Die Worte des Segens bewirken etwas Positives in unserem Leben, das wir nicht selbst machen können. Und im Bibelvers ermutigt uns Gott selbst ein Segen für andere zu sein bzw. Segen weiterzugeben. Das Segnen ist nicht nur Pfarrer*innen vorbehalten – wir dürfen einander segnen, indem wir Gott darum bitten. Er ist da, wo Menschen sich begegnen, und er hört ihre Bitte.
Manche Segensworte begleiten uns ein Leben lang. Manche Worte öffnen unser Herz, wenn wir sie wieder und wieder hören. Manche Segen sind uns so vertraut, dass wir sie innerlich mitsprechen können. So geht es sicherlich einigen, wenn sie sonntags hören: Der Herr segne dich und behüte dich…!
Ich möchte den Einstieg dieser Ausgabe auch mit einem kleinen Segen enden lassen. Das folgende Segensgebet zeigt wie zeitlos manche Segensworte sein können. Diese stammen von St. Martin aus dem 4. Jahrhundert:
Herr, segne meine Hände,
St. Martin aus dem 4. Jahrhundert
dass sie behutsam seien,
dass sie halten können, ohne zu Fesseln zu werden,
dass sie geben können ohne Berechnung,
dass ihnen innewohnt die Kraft, zu trösten und zu segnen.
Herr, segne meine Augen,
dass sie Bedürftigkeit wahrnehmen,
dass sie das Unscheinbare nicht übersehen,
dass sie hindurchschauen durch das Vordergründige,
dass andere sich wohlfühlen können unter meinem Blick.
Herr, segne meine Ohren,
dass sie deine Stimme zu erhorchen vermögen.
dass sie hellhörig seien für die Stimme der Not, dass sie verschlossen seien für Lärm und Geschwätz,
dass sie das Unbequeme nicht überhören.
Herr, segne meinen Mund,
dass er dich bezeuge,
dass nichts von ihm ausgehe, was verletzt und zerstört,
dass er heilende Worte spreche,
dass er Anvertrautes bewahre.
Herr, segne mein Herz,
dass es Wohnstatt sei deinem Geist,
dass es Wärme schenken und bergen kann,
dass es reich sei an Verzeihung,
dass es Leid und Freude teilen kann.
Ich wünsche Ihnen Gottes Segen für die kommende Zeit!
Juliane Bach