Archiv der Kategorie: Aktuelles

Pfarrerin, Bläser und Standteam im „Kiezklub-Sommerfest-Einsatz“

Gospels, Shanties, Volkslieder – der Bläserchor der Kirchengemeinde Johannisthal unter Leitung von Martin Fehlandt gab den „Auftakt“ zum Sommerfest des „Kiezklubs Rathaus Johannisthal“ am 6. September. Das breite Repertoire kam hervorragend an, und die Musiker erhörten die Zugaberufe gerne. Am günstig gelegenen Kirchenstand kam Pfarrerin Juliane Bach mit den Menschen ins Gespräch. Klein und Groß drehten das Glücksrad und freuten sich über jede Menge „Hauptpreise“. Ausgesprochen viel Infomaterial aus eigener Produktion und bereitgestellt durch Jürgen Bosenius vom Kirchenkreis konnte vom Kirchenstandteam ausgegeben werden – gerne garniert mit einem Schälchen „Träubchen an Pflaume“. Die vielen fröhlichen Besucher und attraktiven Akteure bewiesen, dass Kiezklubchef Lutz Sonntag 2025 erneut ein tolles Sommerfest gelungen ist – mit der Kirchengemeinde Johannisthal als nunmehr festem Bestandteil.

Michael Land

Grußwort des GKR-Vorsitzenden zur Einsegnung von Pfarrerin Bach im Festgottesdienst am 14. September 2025

Lieber Herr Superintendent Furian, liebe Juliane Bach, liebe Schwestern und Brüder in Christus, liebe Gäste,

heute ist ein Tag der Freude für unsere Gemeinde: Wir dürfen Juliane Bach nun offiziell als Pfarrerin in unserer Mitte einsegnen. Wir freuen uns nicht nur über die liturgische Feier, sondern vor allem über die Person, die wir damit in Verantwortung und Dienst sehen — eine Frau, die bereits auf dem Weg zu uns viele Farben des Lebens und des Glaubens gesammelt hat.

Juliane Bach ist gebürtige Berlinerin und wuchs in Pankow auf; ihren Weg zum Glauben beschrieb sie selbst einmal als „auf kleinen Umwegen“ gefunden. Sie ließ sich 2008 taufen und begann danach ihr Theologiestudium, das sie unter anderem in Halle absolvierte. Ein prägendes Jahr verbrachte sie außerdem im Ausland, in Norwegen, was ihr neue Horizonte eröffnete. Diese Etappen sind nicht nur biographische Daten — sie stehen für einen Weg, der geprägt ist von Neugier, Suche und dem entschlossenen Schritt, dem Glauben als Lebensform zu vertrauen.

Nach dem Studium folgte das Vikariat; Juliane sammelte dort viel praktische Erfahrung. Sie wohnte und wirkte zwischendurch auch in ländlicher Umgebung, bevor sie zurück nach Berlin kam. Seit August 2022 ist sie Teil unserer Kirchengemeinde und des Pfarrsprengels; willkommen geheißen wurde sie bereits beim Abschied von Pfarrer Scheel. Ihre Ordination fand im Oktober 2022 statt. Diese Schritte markieren ihren Eintritt in den öffentlichen Dienst des Pfarramts und zeigen zugleich: Sie bringt theologische Kompetenz und viel praktische Erfahrung mit.

Was macht Juliane Bach in unserer Gemeinde besonders? Zum einen ist da ihre Beziehung zu den Menschen und ihr ehrliches Interesse, sich ihrer Sorgen und Geschichten anzunehmen und sich auf ihre Gesellschaft einzulassen. Zum anderen ihre Kreativität in Formaten, die Gemeinde neu zu denken: Ein Beispiel dafür ist das Projekt „FeierAbend“ — eine Mischung aus Andacht, Musik, Spiel und Gemeinschaft — das in kurzer Zeit viele Menschen unterschiedlicher Generationen zusammengeführt hat. All das lässt uns hoffen, dass Kirche hier nicht abstrakt bleibt, sondern konkret Leben stiftet und zu Begegnung miteinander führt. Und vor allem durch die persönliche Begegnung erkennt man, wie Juliane Menschen gewinnt: mit Humor, Bodenständigkeit und dem Mut, Neues auszuprobieren. Und das brauchen wir: Menschen, die sowohl das Evangelium treu vertreten als auch Wege finden, dass unsere Kirche in einem lebendigen Austausch nach innen und nach außen steht.

Als Gemeindekirchenrat sehen wir unsere Aufgabe darin, Pfarrerin und Gemeinde zu begleiten: Wir wollen im Rahmen unserer Möglichkeiten und Verantwortung die Bedingungen schaffen, in denen Gottesdienst, diakonisches Engagement und Gemeindeaufbau gelingen können. Dazu gehört Zuhören, Mitgestalten und auch immer wieder die Einsicht, dass kreative Ideen Zeit und Raum brauchen, um zu wachsen. Wir sagen dir heute: Wir werden dich unterstützen, wir werden mitarbeiten — und mit dir gemeinsam herausfinden, wie Gottes Gegenwart hier bei uns in Johannisthal sichtbar wird.

Und weil Kirche immer auch Gemeinschaft ist: Lassen Sie uns nicht vergessen, dass das Pfarramt kein Einzelposten ist. Ein Amt lebt durch Beziehungen und Vertrauen – zu Ehrenamtlichen, zu Mitarbeitenden, zu Konfirmandinnen und Konfirmanden, zu Familien, zu Seniorinnen und Senioren. Juliane, du trittst in einen Dienst, der Vertrauen braucht. Wir geben dir heute dieses Vertrauen – verbunden mit unserem Gebet und unserer Tatkraft.

Liebe Gemeinde,

ich lade Sie ein, Juliane Bach nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit Taten willkommen zu heißen. Kommen Sie zu den neuen und auch bestehenden Angeboten, bringen Sie Ihre Ideen ein, packen Sie mit an. Kirche ist kein Museum, sondern ein Werkstattbetrieb des Glaubens – und wir freuen uns auf viele gemeinsame Stunden handwerklicher, geistlicher und fröhlicher Arbeit.

Zum Schluss ein Wunsch, der zugleich ein Segen ist: Möge der Herr, der uns ruft und begleitet, Juliane Bach Kraft, Weisheit und Freude schenken. Möge er ihre Hände stärken, ihr Ohr öffnen für die Nöte der Menschen und ihr Herz weit machen für Gottes unerwartete Wege.

Herzlich willkommen – wir freuen uns sehr, dass du bei uns bist. Möge Gottes Segen auf dir ruhen, heute und alle Tage.

Dr. Matthias Krüger

Ev. Kirchengemeinde Berlin-Johannisthal – Einsegnung in das Pfarramt: herzlich willkommen Pfarrerin Juliane Bach!

Von Johanna Werner, Ev. Kirchengemeinde Berlin-Johannisthal

Am 13. Sonntag nach Trinitatis, dem 14. September 2025, hat in der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Johannisthal die festliche Einsegnung von Juliane Bach in das Pfarramt stattgefunden. Bereits seit August 2022 ist sie Teil der Gemeinde und des Pfarrsprengels und wurde im Oktober desselben Jahres ordiniert. Nach bereits drei Jahren im Dienst in Johannisthal geht sie ihren Weg mit der Gemeinde nun weiter.

In Begleitung aller Ältesten und Ersatzältesten des Gemeindekirchenrates führte Superintendent Hans-Georg Furian Juliane Bach in einem vollen Kirchsaal in den Dienst als Pfarrerin des Pfarrsprengels Oberspree West ein, in welchem sie nun weitere zehn Jahre wirken und mitgestalten wird. Der Gottesdienst wurde musikalisch getragen von Gemeindechor und Kantorei, die unter anderem den ausgewählten Bibelvers „Ich werde dich segnen, und du wirst ein Segen sein“ (1. Buch Mose 12,2), zu diesem Anlass von Kantor Martin Fehlandt als Kanon vertont, zum Klingen brachten.

In seinem feierlichen Grußwort beschrieb der GKR-Vorsitzende Dr. Matthias Krüger den persönlichen und theologischen Weg Juliane Bachs von ihrer Taufe bis zur Einsegnung. Als gebürtige Berlinerin hat sie dieser über verschiedene Stationen letztlich wieder zurück in die Hauptstadt und nach Johannisthal geführt, wo sie heute zum zweiten Mal herzlich willkommen geheißen wurde.

Quelle: Evangelischer Kirchenkreis Berlin Süd-Ost

Willi Wichtig berichtet aus dem Löwenberger Land

Liebe Leserinnen und Leser,

halten Sie sich fest, denn hier kommt der heißeste Klatsch aus dem Königspalast – oder besser gesagt: vom Kinderfreizeitpalast im Löwenberger Land! Fünf Tage lang waren 52 Kinder, 18 jugendliche Teamende und 4 Hauptamtliche auf geheimer Mission: Gemeinsam mit Königin Ester ging es mitten hinein Willi Wichtig berichtet aus dem Löwenberger Land ins bunte, aufregende Leben des persischen Hofes. Ich, Willi Wichtig, war natürlich stets vor Ort, um die neuesten Entwicklungen sofort zu melden.

Schon am ersten Tag war klar: Diese Kinder sind echte Königskinder! Mit funkelnden Kronen, wilden Tänzen und allerlei königlichem Glanz starteten wir in die Geschichte. Und während die Großen noch verschlafen gähnten, schmetterten die Kleinen schon fröhliche Lieder.

Aber halt, meine Damen und Herren – Intrigen am Hof! Ein fieses Gesetz bedrohte Ester und ihr Volk. Spannung pur! Und ob unsere Kids mutig sind? Aber hallo! Blinde Parcoursläufer, menschliche Schubkarren und waghalsige Akrobaten bewiesen: Hier stecken Helden drin. Selbst die Nacht konnte sie nicht schrecken – bei der geheimnisvollen Nachtwanderung huschte so mancher Mutprobe-Sieger durch die Dunkelheit.

Doch nicht nur Palast-Drama, auch Abenteuer stand auf dem Programm: Ein Tagesausflug in den Saurierpark von Germendorf! Kleine Forscherteams auf Spurensuche zwischen urzeitlichen Riesen – und abends glänzten die Kinderaugen mindestens so wie die Zaubersteine, die sie bemalten.

Natürlich durfte auch der legendäre Spieleabend nicht fehlen – mit Jury, Bodyguards und ehrgeizigen Talenten. Apropos: Der bunte Talenteabend brachte zum Vorschein, was in unseren kleinen Königinnen und Königen steckt. Da blieb selbst mir, dem rasenden Reporter, glatt die Sprache weg.

Und dann das große Finale: Trotz Regen kein Stimmungsknick! Indoor-Stationen, Abschlussabend mit Party, Lichtern, Musik, und schließlich ein festlicher Gottesdienst zum Abschied. Die Koffer voll mit Erinnerungen, die Herzen voll mit Freundschaften – und ein Bus voller müder, aber glücklicher Kinder.

Mein Fazit: Fünf Tage Löwenberger Land – das war spannender als jede Hofintrige, bunter als jeder Klatsch im Palast und unvergesslicher als jede Schlagzeile.

Herzlichst,
Ihr rasender Reporter
Willi Wichtig

Rückblick auf die Singschulfahrt 2025

In der letzten Sommerferienwoche war es endlich wieder soweit: Unsere Singschulfahrt führte uns mit 40 Kindern und Jugendlichen sowie fünf Hauptamtlichen nach Wünsdorf. Es fühlte sich für uns inzwischen ein bisschen wie Heimkommen an, denn die letzten Jahre war das Helmut-Gollwitzer-Haus immer unsere Herberge. Und so haben wir uns auch dieses Mal wieder der besonderen Herausforderung angenommen: in nur sechs Tagen ein Kindermusical einzustudieren. Dieses Jahr das sehr anspruchsvolle Musical: „Krach bei Bach“.

Schon am ersten Abend war die Aufregung groß: Zimmer wurden bezogen, Zimmerbilder gemalt und bei einer Kennenlernrunde die ersten neuen Freundschaften geschlossen. Am nächsten Tag haben wir die Rollen verteilt – und es war schön zu sehen, dass wir es soweit geschafft haben, jeder und jedem eine Rolle zu geben, mit der er oder sie am Ende glücklich war. Sofort ging es an Texte, erste Lieder und die
große Proben-Arbeit.

Unsere Tage waren gut gefüllt: Morgens starteten wir mit einer kurzen Andacht, Liedern, und einer Geschichte aus dem Leben Johann Sebastian Bachs. Danach wurde konzentriert geprobt – mal in Kleingruppen, mal alle zusammen. In kürzester Zeit konnten wir so riesige Fortschritte machen. Besonders beeindruckend war, mit welchem Niveau und welcher Ernsthaftigkeit alle Kinder und Jugendlichen dabei waren. Die musikalische Leitung staunte selbst, wie viel wir in so kurzer Zeit geschafft haben!

Natürlich kam auch das Gemeinschaftserlebnis nicht zu kurz: Baden im See (danke an Mandy und Luise, die uns mit ihrem Rettungsschwimmerstatus den Badespaß überhaupt erst möglich gemacht haben!), Stockbrot und Marshmallows am Lagerfeuer, eine Nachtwanderung mit Gruselfaktor nach Wahl, eine Runde „Groß gegen Klein“ (bei der wir Teamer uns überraschend schnell geschlagen geben mussten ), Filmabend mit „Sing“ und eine bunte Disco mit dem fast schon traditionellen Lied „Jungs gegen Mädchen“.

Ein besonderer Moment war auch der Geburtstag von einem Singschulkind, das wir mit einem Kanon und vielen guten Wünschen gefeiert haben. Und während die Kinder probten, wurde im Hintergrund fleißig gewerkelt: Heli und Bärbel nähten Kostüme – teils mit den Kindern, teils sogar in Nachtschichten –, damit alles rechtzeitig fertig wurde.

Am Ende der Woche konnten wir stolz auf uns alle sein: Ein Musical, das gesungen, gespielt und bewegt wurde – lebendig, fröhlich und auf einem erstaunlich hohen Niveau. In den nächsten 2 Wochen werden wir das ganze auf die Bühne des Gemeindesaals in der Bekenntniskirche übertragen, und fiebern schon unserem Auftritt am 20. September um 15 Uhr entgegen.

Was mich persönlich besonders gefreut hat: Viele unserer jugendlichen TeamerInnen waren selbst schon als Kinder mit auf Singschulfahrt, ich selber war als Kind auch bei den KiKi-Fahrten dabei.

Nun geben wir unsere Begeisterung und Erfahrung an die nächste Generation weiter. Genau das macht diese Fahrt für mich so besonders – ein Stück Zuhause, das wir alle miteinander gestalten.

Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Singschulfahrt – und danken allen, die uns unterstützt haben, damit diese Woche so unvergesslich werden konnte!

Nico

Mutig. Stark. Beherzt.

ein kleiner Einblick zum Im_Puls Projekt auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover

Bereits vor einem Jahr begannen wir mit drei weiteren Kirchenkreisen (Nord-Ost, Steglitz und EKPN (Mitte)) unser Projekt Im_Puls zu planen. Wir wollten Räume schaffen, in denen Jugendliche angeregt werden, über Ihren „Lebenspuls“ nachzudenken und sich folgende Fragen zu beantworten:

  • Wofür schlägt Dein Herz?
  • Was lähmt Dich?
  • Was macht Dich mutig?

Mit Bühnenpodesten und Traversen haben wir ein riesiges Areal mit unterschiedlichen Ebenen und Angeboten geschaffen, bei dem alle beteiligten Kirchenkreise und Gemeinden sich mit ihren Ideen einbringen konnten. Zu guter Letzt kam dann noch die EJBO mit dem Späti und Potsdam mit dem Improtheater dazu und so war es möglich, dass wir als Berliner Jugend einen gesamten Pavillon auf dem Messegelände bespielen konnten.

Das, was zuvor nur in 3D auf dem Computer und in unseren Köpfen entstanden ist, wurde im Pavillon 32 unter dem EXPO-Dach Wirklichkeit und übertraf alle Erwartungen.

Wir als Jugend des Kirchenkreises Berlin Süd-Ost hatten einen Dunkelparcours, durch den man in 7 Stationen auf 2x6m mutig werden konnte! Von Beginn an bildeten sich Schlangen vor unserem Angebot und manche waren so begeistert, dass sie sogar mehrmals durch unseren Tunnel gehen wollten. Außerdem gab es in unserem ImpulsPlayground jeden Morgen und mittags kleine Bibelimpulse. Am Samstag kamen dafür extra Jürgen Hahn und unsere Jungbläser bei uns vorbei, um uns musikalisch zu unterstützen.

Zum Abschluss gab es jeden Abend einen DJ-Segen, bei dem mehrere 100 Menschen zu den Beats aus den Boxen gemeinsam tanzten und ihr Herz schneller schlug!

Ein weiteres Highlight in unserem Pavillon war sicherlich das tolle selbstgebaute LED-Kreuz von unserem KJKVorsitzenden Marcel Haischmann. Es wurde zum beliebten Fotomotiv auf dem Kirchentag!

Das alles wäre nicht möglich gewesen, wenn unsere 17 jugendlichen Mitreisenden aus verschiedenen Gemeinden uns nicht so toll unterstützt und mitgearbeitet hätten.

Was sie und andere junge Menschen vom Kirchentag Positives berichten, könnt ihr hier in Auszügen lesen.

Mandy Endter

Queerbeet – Gedanken für alle

Liebe Gemeindemitglieder,
ich bin nun etwas mehr als sechs Monate in unserem Kirchenkreis unterwegs, spreche mit vielen Menschen über die Bedürfnisse von queeren Menschen in der Kirche, gebe Workshops in Konfirmand:innenkursen, habe gepredigt und gebe Haupt- und Ehrenamtlichen Impulse mit, wie sie und ihre Gemeinden queersensibler unterwegs sein können. Dabei ist mir aufgefallen, dass der Wissensstand zu queeren Lebens- und Liebensweisen sehr unterschiedlich ist. Das ist gar nicht schlimm, sondern meine Stelle bietet die Möglichkeit, dass mir alle kleinen und großen Fragen gestellt werden können und ich sie so gut ich kann beantworte. Zögern Sie nicht, mich anzurufen oder mir eine E-Mail zu schreiben.

Heute möchte ich Ihnen mit diesem Artikel nahebringen, wie möglichst diskriminierungssensible Kommunikation gelingen kann.

Mir ist dabei immer wichtig zu betonen, dass die Meinungen, was dies konkret bedeutet, sehr unterschiedlich sein können. Manche von uns sprechen sehr gerne offen über die eigene sexuelle oder geschlechtliche Identität, andere nicht. Es gibt also keine allgemeingültige Lösung und das ist auch gut so. Immerhin haben wir es mit Menschen zu tun und es ist gut, dass wir so unterschiedlich sind. Einige Impulse möchte ich aus meiner Perspektive als genderfluide Person und aus Erfahrungen, die mir in meiner Tätigkeit als Queerreferent:in des Kirchenkreises geschildert wurden, teilen.

Vielleicht kennen Sie solch eine Situation auch: Sie lernen in der Kirchengemeinde eine neue Person kennen und diese erzählt davon, dass er, sie oder dey lesbisch, schwul, bisexuell, trans* oder intergeschlechtlich ist. Was für ein Vertrauen, das Ihnen entgegengebracht wird. Und vielleicht geht es Ihnen, wie es mir auch geht: Ich möchte die Person näher kennenlernen und habe Fragen zum Thema Identität. Und hier halte ich gern einen Moment inne und frage mich: Was sind die konkreten Fragen, die ich habe? Geht es bei den Fragen um das Kennenlernen der neuen Person oder um eigene Neugier? Und würde ich diese Frage selbst so kurz nach einem Kennenlernen gestellt bekommen und beantworten wollen? Habe ich vielleicht allgemeine Fragen, die ich auch gut in einem Buch oder im Internet nachlesen könnte? Ich weiß, das sind ganz schön viele Fragen und es kann ungewohnt sein, sich in einem Gespräch dafür Zeit zu nehmen. Queere Menschen müssen im ersten Kennenlernen oft zu viel erklären, obwohl es eigentlich ums Kennenlernen gehen sollte. Dies fühlt sich für viele queere Menschen nicht gut oder sogar übergriffig an. Denn zu oft sind queere Menschen plötzlich in der Situation, Aufklärungsarbeit zu leisten, ohne dass sie es gerade wollen. Es macht einen großen Unterschied, ob Sie fragen, was allgemein trans* Menschen ausmacht oder was es für die konkrete Person bedeutet, trans* zu sein. Sie würden in den seltensten Fällen fragen, was einen Mann oder eine Frau ausmacht, wenn Sie eine Person dieses Geschlechts kennenlernen, oder? Wenn Sie stattdessen fragen: “Was bedeutet es für dich, trans* zu sein und soll ich auf etwas, wie zum Beispiel Pronomen, achten?” Dadurch zeigen Sie, dass Sie Interesse an der individuellen Person haben und dass Sie wissen, dass es ein breites Spektrum von Bedürfnissen und Wünschen von Menschen gibt.

Ich selbst werde sehr gerne nach meinen Pronomen gefragt, denn dann kann ich erklären: “Am liebsten ist es mir, wenn für mich dey/deren als Pronomen benutzt werden. Dey/deren ist ein Neopronomen, da es eine Auswahl an geschlechtsneutralen Pronomen im Deutschen gibt. Deshalb haben queere Menschen angefangen, Pronomen zu schaffen, die ein bisschen geübt werden müssen, aber mich macht es so glücklich, wenn meine Pronomen benutzt werden. Das heißt konkret, Sie würden “dey hat gesagt” sagen statt “er hat gesagt”, wenn Sie über mich sprechen.

Immer wieder wird es vorkommen, dass wir (auch ich) mit einem falschen Pronomen über Personen sprechen. Wenn Ihnen das passiert, bleiben Sie ruhig und korrigieren Sie sich. Das ist absolut in Ordnung und es ist eine Übungssache. Problematisch wird es dann, wenn darüber hinaus Sätze fallen wie “Das ist aber auch kompliziert mit deinen Pronomen” oder “Ich gebe mir ja Mühe, aber das ist einfach zu schwer”. Sie dürfen den Lernprozess “Pronomen (um-)zulernen“ schwierig finden. Die aufgeführten Äußerungen suggerieren der queeren Person, dass sie zu anstrengend sei und sie irgendwie übertreiben würde. Da fängt Diskriminierung an. Fragen Sie lieber: “Kannst du mir Sätze sagen, die dein Pronomen in allen vier Fällen beinhaltet, damit ich es Zuhause üben kann, deine Pronomen richtig zu benutzen?“

Häufig und unangebracht werden trans* Menschen gefragt: “Und was für Operationen strebst du an, vor allem so im Intimbereich?“ Vielen ist es schon klar, aber bitte stellen Sie so eine persönliche Frage nur, wenn Sie die Person wirklich gut kennen und wissen, dass die Person auch darüber reden möchte. Gleiches gilt auch für die Auslebung von Begehren und Sexualität.

Besonders Kinder und Jugendliche hören leider immer wieder “Du kannst noch gar nicht wissen, welches Geschlecht du bist oder wen du liebst”. Kinder und Jugendliche brauchen uns, um sich und ihre Identität ausdrücken können. Aussagen wie “Es ist nur eine Phase“ nimmt die jungen Menschen nicht ernst und kann großes Leid erzeugen. Natürlich darf sich die sexuelle oder geschlechtliche Identität auch nochmal ändern. Als Christ*innen ist es unsere Aufgabe, sie in Veränderungsprozessen liebevoll und vorurteilsfrei zu begleiten.

Queere Menschen erleben es immer wieder, dass sie mit den eigenen Familienmodellen in Gottesdiensten, in den Gemeinden und dazugehörigen Kitas o. Ä. rausfallen oder die Vielfalt an Identitäten nur in ganz bestimmten Momenten thematisiert wird. Durch das öffentliche Reden oder Schweigen wird gelernt, dass queer sein etwas Besonderes sei, etwas das im Alltag nicht oder nur selten vorkommt. Wie schön wäre es, wenn wir mit den Bildern, die unsere Sprache erzeugt, immer wieder davon erzählen, wie schön es ist, dass Gott uns alle so bunt geschaffen hat und wie sehr Gott uns liebt.

Lassen Sie mich Ihre Fragen und Gedanken wissen.

Béla Dörr
Mail: queer@ekbso.de
Handy: 0155 / 60014564