Liebe Gemeinden in Johannisthal und Baumschuleweg,
Das Reich Gottes ist mitten unter euch.
(Lukas 17,21)
Der Monatsspruch für Oktober führt uns zu einer erstaunlichen Erkenntnis. Jesu Zeitgenossen fragten:
„Wann kommt das Reich Gottes?“
Sie suchten nach spektakulären Zeichen, nach eindeutigen Beweisen. Doch Jesus antwortet: Es ist bereits da, mitten unter euch. Nicht als fernes Versprechen, sondern als gegenwärtige Realität. Nicht als Vertröstung auf bessere Zeiten, sondern als gegenwärtige Kraft. Es zeigt sich dort, wo Menschen nicht aufgeben, wo sie einander beistehen, wo sie nach neuen Wegen suchen.
Neu – Anfänge
Hermann Hesse schrieb einst:
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns hilft zu leben.“
Ein Satz, der so oft zitiert wird, dass er fast abgenutzt erscheint. Und dennoch trägt er eine Wahrheit in sich, die sich nicht leugnen lässt. Wir brauchen immer wieder Anfänge – für neuen Schwung, für Rückblick und Ausblick, für die Kraft weiterzugehen.
Anfänge sind selten spektakulär. Sie kommen oft leise daher, als kleine Wendungen im Alltäglichen. Ein neues Gespräch, eine andere Perspektive, ein Schritt, der gewagt wird. Manchmal sind es äußere Ereignisse, die uns zu neuen Anfängen nötigen. Manchmal sind es innere Bewegungen, die uns aufbrechen lassen.
Gemeinden kennen beide Arten von Anfängen. Da gibt es die geplanten Neuanfänge: neue Mitarbeitende, neue Projekte, neue Visionen. Und da gibt es die ungeplanten Wendungen: Abschiede, die schmerzen; Krisen, die herausfordern; Veränderungen, die zunächst verunsichern.

Wir leben in einer Zeit großer Veränderungen. Nicht nur gesellschaftlich, sondern auch in unseren Gemeinden. Manches bricht weg, was vertraut war. Anderes wächst, was noch ungewohnt ist. Manche Gemeinden erleben gerade schwere Zeiten – wenn Vertrauen erschüttert wird, wenn Menschen gehen, wenn Strukturen zerbrechen.
Nicht alle Veränderungen kommen zur rechten Zeit oder so, wie wir sie uns wünschen. Manche fordern uns mehr heraus, als wir uns zugetraut hätten. Ende November stehen die Gemeindekirchenratswahlen an – ein Moment, in dem sich entscheidet, wer Verantwortung übernimmt und wie es weitergeht.
Hier in Johannisthal verändert sich im kommenden Jahr einiges. Das Gemeindezentrum, der Garten wird neu gestaltet, neue Menschen ziehen in die Villa ein. Überall entstehen kleine und große Wendepunkte.
Auch für mich persönlich ist der 14. September so ein Moment des Neuanfangs – meine Einsegnung in der Gemeinde Johannisthal. Ein neuer Schritt, und doch eigentlich kein völliger Neuanfang, denn das gemeinsame Leben und Arbeiten hatte ja längst begonnen. Aber es ist wichtig, solche Momente festzuhalten und zu würdigen. Sie setzen neue Motivation frei, neue Kraft wird spürbar. Und ich entdecke täglich mehr: die Menschen, die ihre Gaben einbringen, die Möglichkeiten, die vor uns liegen, die Lebendigkeit, die entsteht, wenn sich etwas bewegt. Viele kleine Anfänge fügen sich zu einem größeren Bild zusammen.
„Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“

Dieser Satz ist Zusage und Auftrag zugleich. Zusage, weil wir darauf vertrauen dürfen, dass Gott in unserem Leben und in unseren Gemeinden wirkt. Auftrag, weil wir eingeladen sind, dieses Wirken zu entdecken und zu fördern.
In diesem Sinne: Lassen Sie uns aufmerksam sein für die leisen Anfänge, die unscheinbaren Zeichen des Reiches Gottes in unserer Mitte. Und lassen Sie uns mutig sein, selbst zu solchen Zeichen zu werden.
In herzlicher Verbundenheit
Juliane Bach